
Bibelkurs: Die Bibel – unser Fundament
Wie ist die Bibel entstanden? Zum ersten Treffen des Bibelkurses in St. Michael trafen sich am 10.10.25 ungefähr 30 Teilnehmer in der Michaelsstube. An diesem Abend ging es um die Frage, wie die Bibel entstanden ist.
Wie ist das AT entstanden?
Wir haben den Weg ein wenig nachgezeichnet von der mündlichen Überlieferung zur schriftlichen Fixierung des Textes. Die Tora, die fünf Bücher Mose, standen um 400 v. Chr. fest. Die Propheten, die aus den vorderen Propheten (Jos – 2 Kön) und den hinteren Propheten (Jes – Mal) bestehen, waren um 200 v. Chr. abgeschlossen. Die Schriften (z.B. die Psalmen oder Sprichwörter) wurden vollständig erst bis zum Jahr 135 n. Chr. kanonisiert. Weil in dieser Zeit auch die Septuaginta entstanden ist (die griechische Variante der Hebräischen Bibel), unterscheiden sich Hebräische Bibel (dreiteilig) und Septuaginta (vierteilig) nach Aufbau und Umfang der Bücher ein wenig.
Zur Septuaginta gehören die Tora, die Geschichtsbücher (= vordere Propheten), die Schriften und die Propheten (=hintere Propheten). Unsere Einheitsübersetzung orientiert sich im Umfang und Aufbau an der Septuaginta, weswegen die deuterokanonischen Schriften (Est, Dan, 1/2 Makk, Jud, Tob, Jes Sir, Weish, Bar) hier enthalten sind. Martin Luther legt bei seiner Übersetzung die Hebräische Bibel zugrunde; die deuterokanonischen Schriften sind in der Lutherbibel deswegen nur im Anhang zu finden und gehören nicht zum Umfang des Kanons. Insgesamt besteht das AT aus 46 Büchern.
Kann man der biblischen Überlieferung trauen?
Zwischen der Entstehung der Bibel und unserer heutigen Welt liegen mehr als 2000 Jahre. Ist die Überlieferung zuverlässig? Daran gab es immer wieder Zweifel, die in den 50er Jahren ausgeräumt werden konnten. Denn 1947 war ein Hirtenjunge am Toten Meer auf der Suche nach seiner Ziege. Und als er Steine in die Höhlen bei Qumran warf, war plötzlich der Klang von Scherben zu hören. Was er fand, stellt sich als Sensation heraus: denn in den Höhlen von Qumran wurden, in Tongefäßen verschlossen, Schriftrollen aus dem 2. Jh. v. Chr. bis ins 1. Jh. n. Chr. gefunden. U.a. war fast das komplette Alte Testament enthalten. Als man den Text, den wir heute haben, mit dem Text auf den Rollen von Qumran verglich, waren viele erstaunt: denn der Text war identisch bis auf einige wenige Ausnahmen.
Wie ist das NT entstanden?
Auch das Neue Testament basiert auf mündlicher Überlieferung. Die frühesten Texte stammen aus der Feder des Apostels Paulus in einem Brief an die Thessalonicher um das Jahr 49 n. Chr. Die Evangelisten sammelten mündliches wie bereits verschriftlichtes Material (z.B. Erzählungen über Jesus, Hymnen, feste Formulierungen aus der Liturgie) und stellten – jeder nach seiner Art – die Evangelien zusammen. Mit der Apostelgeschichte und der Offenbarung des Johannes ergibt sich – analog zur Septuaginta – ein vierteiliger Aufbau des NT: Evangelien – Apostelgeschichte – Briefe – Offenbarung des Johannes. Das neue Testament besteht aus 27 Büchern.
In den kommenden Treffen beim Bibelkurs werden wir die Urgeschichte (Gen 1-11) etwas genauer unter die Lupe nehmen und uns fragen, welche Relevanz diese Texte bis heute haben. Seien Sie herzlich eingeladen! Die nächsten Treffen sind freitags am 12.12./09.01./06.02./06.03. um 19.30 Uhr in der Michelsstube.
Ihr Pfarrer Dr. Florian Markter