
Frieden auf Erden, Frieden den Menschen in der Kurie?
Ist er das? Nun, de facto wird Kirche dennoch an vielen Orten, auch wenn das die Monstrosität der Missbrauchsfälle- vorwürfe und der daraus resultierenden Krise nicht relativiert, eher sogar kontrastiert, genau so erlebt. Wie jetzt erst, als Papst Franziskus seine mit viel Spannung erwartete Balkanreise mit Stationen in Bulgarien und Mazedonien absolvierte. Beim Redaktionsschluss war sein Auftritt in der nordmazedonischen Hauptstadt Skopje, mit dem Höhepunkt des Besuches der Gedenkstätte von Mutter Teresa, die in Skopje geboren wurde, noch nicht abgeschlossen. Und auch kann man nicht sagen, was seine Worte bei seiner ersten Station in Bulgariens Hauptstadt Sofia langfristig bewirken werden. Doch in jedem Fall waren sie eindringlich und berührend, diese Worte, und ein starkes Signal gegen Missbrauch und für die Freiheit, die Freiheit jedes einzelnen zugleich: „Wir müssen um diesen Frieden bitten und dafür arbeiten; er ist Gabe und Aufgabe zugleich, Geschenk und ständiges Bemühen jeden Tag, um eine Kultur aufzubauen, in der auch der Friede ein Grundrecht ist. Es ist ein aktiver Friede, der gegen alle Formen von Egoismus und Gleichgültigkeit gewappnet ist, die uns dazu führen, der unveräußerlichen Würde jeder Person die kleinlichen Interessen einiger überzuordnen.“
Und dann, auf der gleichen Reise, eine kleinere Begegnung, in dem viel kleineren Rakowski, vor diesem Hintergrund und des Gedanken des Friedens packend, ergreifend. In der Herz-Jesu-Kirche der Stadt – sie ist die einzige Stadt in Bulgarien mit katholischer Bevölkerungsmehrheit – hält Franziskus mit Erstkommunionkindern eine Katechese, und zwar so:
„Sind wir Feinde?“
„Nein!“
„Nein – wir sind Freunde! Alle! Wir sind Brüder. Und unser Gesetz ist die Liebe.“
Das Gesetz ist die Liebe, jeder Einzelne zählt, egal wie klein, Friede als Grundrecht, um das man sich aktiv bemühen muss – all das wirkt wieder fern, bei einem Gespräch etwas später. Diesmal nicht im Hintergrund, auch nicht über Missbrauch, aber auch nicht über die Balkanreise oder eben Frieden. Im Gegenteil. Wir sprechen über den ehemaligen Präfekten der Glaubenskongregation, Kardinal Gerhard Ludwig Müller, und der spricht unverblümt und alles andere als friedlich. Das Thema: die Kurienreform. Sein Fazit: vernichtend. Statt sich deutlicher am Kirchenbegriff des Zweiten Vatikanischen Konzils zu orientieren, bleibe „die Kurie in einem ortlosen Schwebezustand, weil sie nicht mehr eindeutig dem Dienst des Papstes für die Universalkirche zugeordnet“ werde. Und weiter: „Im Entwurf handelt es sich um eine planlose Aneinanderreihung von 16 Ministerien, die irgendwie im Dienst des Papstes, der Einzelbischöfe und der Bischofskonferenzen stehen.“
Die Kurienreform bleibt Zankapfel und Argusauge zugleich und man möchte noch einmal Franziskus in diesem Zusammenhang zitieren; nein, man möchte nicht, man zitiert Franziskus mit den Erstkommunionkindern ganz in Weiß in dem kleinen Örtchen Rakowski in der bulgarischen Provinz:
„Sind wir Feinde?“
„Nein!“
„Nein – wir sind Freunde! Alle! Wir sind Brüder. Und unser Gesetz ist die Liebe.“
Simon Biallowons